Unendliche Weiten und faszinierende Landschaften | Im Interview : Julia Nimke

Von Fabian Peters - Di, 04.08.2015 - 16:48

Seit ihrem Anbeginn setzt sich die Landschaftsfotografie mit dem Abbild der Natur und der menschlichen Umwelt auseinander. Zusammen mit der klassischen Portraitfotografie zählt sie zu einem der ersten und wesentlichen Genres der professionellen Fotografie. Ihre Pioniere – an dieser Stelle sind vor allem Angel Easton Adams und Hermann Krone zu nennen – legten einst sehr viel Wert auf das Abbild einer unberührten Natur. Heutzutage setzt sich die Landschaftsfotografie sowohl mit der belebt als auch unbelebten menschlichen Umwelt auseinander. Während sie damals wie heute in einem hohen Maße von natürlich vorhandenem Licht lebt, kommt es für den Fotografen oft auf den richtigen Augenblick an. Dieser hat jedoch oftmals mehr mit einer überinszenierten Dramatik als mit einem Bezug oder einer persönlichen Verbundenheit zur Natur zu tun. In Zeiten der digitalen Fotografie und der Überarbeitung durch Bildbearbeitungsprogramme sind „natürliche" Farben bei Landschaftsaufnahmen rar gesät.

Nicht so bei der Berliner Fotografin Julia Nimke. Im Interview erzählt uns die 25 jährige, was sie bei ihren Aufnahmen inspiriert, worauf es ihrer Meinung nach in der Fotografiebranche ankommt und warum sie sich ein Leben ohne die Fotografie nicht vorstellen kann.

Foto: Julia Nimke

Hallo Julia, erzähl uns ein bisschen etwas über dich. Wie bist du zur Fotografie gekommen und was begeistert dich am meisten daran? Ich bin Julia, wohne in Berlin – wandere aber viel. Und jetzt kommt das Cliché: Ja, ich habe schon früh angefangen zu fotografieren und wusste ab meinem zwölften Lebensjahr, dass ich Fotografin werden will. Damals habe ich mich in die Fotografie wie in ein Paradies gestürzt, das es zu erkunden galt. Ich habe Stunden in Dunkelkammern verbracht und jedes Mal das Wunder mit offenem Mund betrachtet, wenn sich ein Bild auf zuvor weißem Papier langsam an die Oberfläche drängte. Die Fotografie bestimmt so sehr mein Leben, dass ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen kann. Sie ist Freund, Motor und Ausdrucksmittel für mich – und mein Leben.

Du hast dich unter anderem auf Natur- und Landschaftsfotografie spezialisiert. Wie bist du zu diesem Themenschwerpunkt gekommen und was fasziniert dich daran? Ich habe mich nicht bewusst für Landschaftsfotografie entschieden. Wenn ich gefragt werde, sage ich eher: ich bin Portraitfotografin. Noch mehr als die reine Landschaftsfotografie interessiert mich der Mensch in der Natur. Festzuhalten, wie man sich fühlt in unendlicher Weite, wie sich der Blickwinkel verschiebt und man plötzlich aus dem Zentrum des eigenen Raumes in etwas Größeres fließt.

Foto: Julia Nimke

Für deine Motive bist du oft auf Reisen. Wie bereitest du dich darauf vor und welche Bedeutung haben deine Touren für dich? Ich mag es nicht, mich ewig mit Vorbereitungen zu beschäftigen. Zu viel Planung nimmt Raum für Abenteuer, die nur dann entstehen können, wenn man in unvorbereitete Situationen kommt. Ich mag es, einen sicheren Rahmen zu haben und mich ansonsten treiben zu lassen – immer der Nase nach und den Augen folgend.

Wer oder was inspiriert dich bei deiner Arbeit, beziehungsweise woher kommen die Ideen für deine Motive? Alles, was mich umgibt, kann Inspirationsquelle sein. Ein Moment, ein Mensch, ein Song, eine bestimmte Stimmung, in der ich mich befinde. Fotografieren ist sehr persönlich – also würde ich meinen, die größte Quelle ist im Fotografen selbst. Wie er oder sie Dinge wahrnimmt.

Deine Aufnahmen unterscheiden sich von klassischen Landschaftsportraits. Auf was achtest du bei der Motivauswahl um deinen Bildern etwas atypisches zu verleihen? Wenn ich mich in der Natur befinde und fotografiere, halte ich lediglich fest, was mich bewegt. Wie sich Linien winden, Flächen bilden und wie das Licht fällt. Ich kann nicht sagen, was meine Fotos atypisch macht. Das müssen die Betrachter beurteilen, was sie als besonders empfinden. Ich schaffe, nicht versunken in dem Gedanken, etwas untypisches zu schaffen.

Foto: Julia Nimke

Foto: Julia Nimke

Mit welchem Equipment bist du unterwegs? Wenn ich auftragsmäßig arbeite, fotografiere ich digital. In meinem Kameraschränkchen wartet eine Canon EOS 5 D Mark III mit Festbrennweiten. Ich bin aber auch gern analog unterwegs. Seit Neuestem mit meiner Fuji Instax.

Digitale Fotografie verleitet meist zur Nachbearbeitung um ein optimales Ergebnis zu erzielen das oftmals beinahe künstlich wirkt. Wie stark nutzt du digitale Nachbearbeitung? Ich arbeite vorwiegend mit Adobe Lightroom und nehme lediglich Farbveränderungen vor. Farbe ist in meiner Arbeit ein wichtiges Ausdrucksmittel. Sie beeinflusst die Atmosphäre eines Bildes maßgeblich.

Was ist deiner Meinung nach ausschlaggebend, um in der Fotografiebranche erfolgreich zu sein? Da gibt es nicht den einen Faktor, der dir Erfolg verspricht. Es läuft meiner Meinung auf ein ausgewogenes Netz aus mehreren Aspekten zusammen. Du musst leidenschaftlich sein. Wenn du für etwas brennst, ist das der beste Motor. Aber auch ein Funken Glück spielt mit, ebenso Kontakte und Ehrlichkeit in deiner Arbeit.

Foto: Julia Nimke

Wohin geht deine nächste Reise und was erwartest du dir davon? Demnächst geht es eine Woche nach Norwegen. Acht Tage wandern, irgendwo im Nirgendwo. Fernab der Zivilisation und von Infrastruktur. Ja – solche Orte gibt es noch.

Planst du eventuell auch ein Buch oder eine Ausstellung deiner Werke? Ich liebäugele seit Längerem mit der Produktion eines Buches. Irgendwann, irgendwie kommt da sicher mal was. Ausstellungen stehen erstmal nicht an. Gerade arbeite ich allerdings auch viel im kommerziellen Bereich, da bleibt wenig Zeit für persönliche Fotoprojekte.

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